Fachtag 2019: Psychoneuroimmunologie

10.09.2019

Unser dritter Fachtag fand am Dienstag, den 10.09.2019, wieder in Visselhövede im Seminarhotel Pescheks statt. Der Fachtag befasste sich mit der ganzheitlichen Betrachtung des Menschen und rückte die Psychoneuroimmunologie ins Zentrum. Prof. Dr. Dr. Christian Schubert gab in seinem Vortrag einen umfassenden Einblick in das Thema. Dieses interdisziplinäre Forschungsfeld beschäftigt sich mit den Wechselwirkungen zwischen Hormon-, Nerven- und Immunfunktionen. Diese ganzheitliche Betrachtung des Menschen in einer zunehmend als stressvoll wahrgenommenen Umwelt entspricht auch dem heilpädagogisch systemischen Ansatz in der Kinder- und Jugendhilfe.

Referenten und Referentinnen:

Christian Schubert (Psychotherapeut und Arzt, Professor)

Neueren medizinischen Konzeptionen zufolge muss man heute davon ausgehen, dass sämtliche Systeme des Organismus (u.a. Nerven-, Immun-, Hormonsystem) nicht nur untereinander, sondern auch mit der Umwelt vernetzt sind. Der Forschungsbereich Psychoneuroimmunologie (PNI) untersucht diese komplexen Zusammenhänge und gilt als Forschungsbereich, von dem in Zukunft die meisten Innovationen für Theorie und Klinik in der Medizin zu erwarten sind. Die Erkenntnisse der PNI betreffen insbesondere die Wirkung von Stressfaktoren auf das Immunsystem und wie sich psychologische Positivfaktoren günstig auf Immunologie und Gesundheit auswirken. Es werden aber auch die Grenzen herkömmlicher Forschungszugänge (u.a. Prä-Post-Gruppendesigns) in der PNI deutlich, die – ganz im Sinne des biomedizinischen Reduktionismus – darauf ausgelegt zu sein scheinen, immunologische Wirksamkeit von Psychotherapie zu belegen, nicht jedoch neues Wissen von körperlicher Erkrankung aus dem Verständnis psychosozialen Dysfunktionierens zu generieren. Um in Zukunft körperliche Erkrankung mit psychotherapeutischen Mitteln gezielt heilen zu können, ist ein Paradigmenwechsel in der medizinischen Forschung unumgänglich. Wir gehen davon aus, dass dies mit einer angemessenen methodischen Berücksichtigung individuell bedeutsamer Realität („Bedeutung“) und dynamischer Komplexität („Zeit“) möglich ist. Integrative Einzelfallstudien verwenden daher eine Kombination aus qualitativen Methoden und Zeitreihenanalyse, um der Komplexität der PNI methodisch besser zu entsprechen. Die mit diesem Vorgehen erzielten Ergebnisse werden ausführlich vorgestellt.

 

Rita Crecelius (Diplom-Psychologin und ICDP-Trainerin)

Kleine Ursache – große Wirkung: Das gilt im Negativen wie im Positiven. Oft können kleine, stimmige Gesten eine Situation ins Positive wenden oder entschärfen – das Wissen dafür ist vorhanden, kann aber in belastenden Alltagsroutinen leicht verloren gehen. Der Ansatz von ICDP zielt darauf ab, das Potenzial haltgebender Beziehungen stärker ins Bewusstsein zu heben und nachhaltig im Alltag zu verankern. Das reduziert Stress und begünstigt ein entwicklungsfreundliches Klima, von dem beide Seiten profitieren. Im Workshop erhalten Sie Einblick in die beziehungs- und ressourcenorientierte Vorgehensweise des ICDP und lernen anhand praktischer Übungen deren Nutzen für den Betreuungsalltag kennen. 

 

Jana Blenkers (Ökotrophologin, B.A.) und Claudia Plinz (Europa-Universität Flensburg, PhD)

In dem Workshop Ernährungsbildung/-erziehung wird auf verständliche Weise zeitgemäßes Ernährungswissen in Theorie und Praxis vermittelt. Wie kann das Thema „Essen und Trinken“ für Kinder und Jugendliche spannend gestaltet werden? Welche Rolle spielt die eigene Biographie in Bezug auf das Essverhalten? Das sind u.a. Fragen, die im Workshop thematisiert werden. In der Ernährungsbildung ist für Pädagogen eine Sensibilisierung für individuelle und nicht abgeschlossene Prozesse des Essverhaltens in Bezug zu den Menschen, die sie betreuen, eine relevante pädagogische Verantwortung, die es sinnvoll zu nutzen gilt. 

 

Iris Winkelmann (Pädagogin und Systemische Therapeutin, PhD)

Was erhält Menschen gesund? Dies ist die Frage, der die Salutogenese nachgeht. Darüber nachzudenken, was hochbelastete Kinder, Jugendliche und Familien, die in den Hilfen zur Erziehung begleitet werden, gesund erhält, erscheint lohnenswert. Welche Ressourcen stehen den betreuten Kindern, Jugendlichen und Familien in herausfordernden Situationen zur Verfügung? Wie können sie darin unterstützt werden, Stress und Belastungen zu meistern, für sich alternative Handlungsoptionen zu entwickeln? Diesen Fragen soll in dem Workshop nachgegangen werden – mit einer kurzen Einführung in das Salutogenese Konzept und mit dem gemeinsamen Nachdenken darüber, welche Haltungen und Methoden im pädagogischen Alltag hilfreich sein können, um Bewältigungsressourcen gemeinsam zu entdecken und zu fördern.

 

Gabi Wiegel (Erzieherin und Mediatorin) und Elke Dasenbrock (Erzieherin)

In diesem Workshop stellen Elke Dasenbrock und Gabi Wiegel, Kolleginnen aus der Kindertagesstätte Zauberland, ihr langjährig erprobtes Gesundheitskonzept vor. Dieses uralte Konzept basiert auf fünf Säulen, dem seelischen Wohlbefinden, der Bewegung, der gesunden Ernährung, einem Kräuterheilwissen und Wasseranwendungen. Von diesem Ansatz profitieren nicht nur die Kinder und Familien sondern auch sehr die Kollegen in den Einrichtungen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt hierbei auf dem seelischen Wohlbefinden. In diesem Workshop gibt es die Möglichkeit, die Theorie ganzheitlich zu erfahren und persönlich auszuprobieren. Es ist den beiden wichtig, dass die Teilnehmer nach diesem Workshop mit einem in die Praxis anwendbaren Handwerkszeug und den Mut es anzuwenden, nach Hause gehen. Elke Dasenbrock ist Erzieherin, heilpädagogische Fachkraft und systemische Beraterin in frühen Hilfen. Gabi Wiegel ist Erzieherin, systemische Therapeutin, systemische Supervisorin und kreative Kindertherapeutin. 

 

Klaus Henner Spierling (Psychologe, Dipl.) und Kerstin Stötzel (Multifamilientherapeutin)

Interventionen zur Verbesserung oder Stabilisierung sozialer Beziehungen sind von hoher Bedeutung für psychsiche und körperliche Gesundheit. Vor diesem Hintergrund wurde vor 10 Jahren das Programm JuBel für Jungen mit Belastungen entwickelt, kurz darauf auch eine ähnlich aufgebaute Gruppe für Mädchen gestartet. Im Workshop wollen wir einen kurzen Überblick über die Idee und Umsetzung kreativer und handlungsorientierter Gruppenarbeit geben und dabei praktische Übungen gemeinsam ausprobieren – wir erhoffen viel gemeinsame Freude im Workshop und Anregungen für den Transfer in andere Praxisbereiche.

 

Katrin Trappe (Sonderpädagogin, Dipl., Familientherapeutin und Supervisorin)

Methoden der Selbstfürsorge zu entwickeln und als Ritual im Alltag zu etablieren, setzt ein Anhalten voraus. Ziel des Workshops ist es, sich mit sich selbst und den Fragen: „Was tut mir gut? - Was stärkt mich?“ - zu verabreden. Mittels unterschiedlicher, methodischer Angebote geht es darum, die eigenen Möglichkeiten und Kraftquellen in einem Gutscheinheft zu sammeln. Gerade wenn der Alltag fordert, hilft der Blick auf individuelle Möglichkeiten, die adhoc, mittelfristig und auch langfristig der Gesunderhaltung dienen.

 

Beate Horstmann (Sexualpädagogin und Systemische Erwachsenen- und Familientherapeutin)

Besitzen Sie eine positive Ausstrahlung, Durchsetzungsvermögen, Sicheres Auftreten und eine selbstbewußte Haltung? Möchten Sie mehr über Selbstbehauptung und Selbstsicherheit erfahren? Gleichzeitig möchten Sie wissen, wie Sie Selbstbehauptungsstrategien in ihre pädagogische Arbeit integrieren können? Dann sind Sie hier richtig! In einem 2,5 stündigem Workshop gibt es inhaltlich, theoretische und methodisch, praktische Einblicke in Sebstbehauptungstrainings.
 


Aussteller:

Matthias Ohler (Carl Auer Verlag, Heidelberg)
Georg Piller (Scribility - Therapeutische Spiele, Berlin)
Manfred Vogt (Therapeutische Spiele, Bremen)
Bernd Ulrich (Auditorium Netzwerk, Mühlheim-Baden)